Es war feucht. Sehr feucht. Die Außenwände der Zelte waren klitschnass und wir standen in einer Nebelwand. Das bedeutete, laut Dylan, es wurde heute sehr heiß.
Es war der letzte Tag im Trails Camp und es stand nur noch am Vormittag eine größere Wanderung an, denn am Abend sollte dann unter den Sternen geschlafen werden! Die Truppe war heute auffällig ruhig und sichtlich erschöpft. Wohl auch, weil mittlerweile fast jeder rumhustete und rumschniefte.
Erst gegen 06:40 Uhr ging es los, doch bereits nach 400 Metern Fußweg auf der Dirt Route, legte Dylan einen Stopp ein, blieb auf einer begrünten Fläche, kurz vor dem Unterholz stehen und schaute sich andächtig um. Der weiße Nebel hatte sich über die gesamte Kulisse gelegt und die Sicht betrug nur wenige Meter.
„Es macht Sinn, dass man, bevor man in ein unübersichtliches Gebiet geht, erstmal innehält und seine Sinne schärft“ erklärt uns Dylan und wir verharrten noch einige Minuten, bevor wir uns andächtig in Bewegung setzten und sich der Train ins feuchte Unterholz schlängelte.
Es war eine abgefahrene, mystische und surreale Stimmung! Der Nebel lag schwer auf dem Boden und hüllte den Busch in ein Nebelgewand. Die unzähligen Tropfen an den Zweigen, blättern und Spinnennetzen glitzerten wie golden-stahlblaue, lebensspendende Diamanten und die aufgehende Sonne, die versuchte durch die nasse Nebelwand zu brechen, zauberte magische Lichtspiele in den Raum, auf den Boden, den Büschen und Spinnennetzten. Die trockenen Büsche und Baumgerippte entfalteten ihrerseits eine fast gruselige, aber dennoch schöne Stimmung und alles duftete wunderbar intensiv. Langsam setzen auch die ersten Vögel mit ihren Stimmen ein und je höher die Sonne stieg, desto goldener wurden die Nebelschwaden.
Als wir gegen 07:20 Uhr aus dem Unterholz auf eine Freifläche traten, waren wir plötzlich vollständig von dem goldenen Nebelmeer umschlungen. Der glühende Feuerball spendete schon etwas Wärme und vereinzelte Baumsilhouetten zeichneten sich schwarz am Horizont ab. Es war wie eine Szene aus einem Fibertraum oder aus dem Endzeitfilm „Mad Max“, nur nicht so trocken.
Je höher wir stiegen, desto mehr löste sich diese surreale Stimmung auf und die Sicht wurde wieder klarer. Die Sonne wärmt uns nun sanft und hatte bereits die umliegenden Gräser und Büsche vom Tau befreit. Unter uns lagen die Täler, Wälder und Ebenen aber noch friedlich unter einer mystischen, weißen, feuchten Decke. Es wurde unvermittelt sehr warm. Ich streifte mir die Mütze ab, verstaute meine Fleecejacke im Rucksack und zippte sogar direkt die Hosenbeine ab. „Ja, es wird wohl tatsächlich heute sehr sehr warm“.
Wir legten unsere Rucksäcke ab und verharrten oben, auf dem Hügel noch etwas, um die Stimmung zu genießen. Ich nutzte die Zeit, um bei epischer Aussicht meinen Körper wieder etwas flexibler zu machen und mittels ein paar Yoga-Übungen ordentlich durch zu dehnen.
Mir ging es gut! Ich hatte keinen Muskelkater und auch die Schultern und der Nacken tat nicht weh oder war zickig. Hatte ich anders erwartet, freute mich aber natürlich sehr. Scheinbar hatte sich mein Körper bereits an die Belastung – trotz Erkältung – gewöhnt.
Und mental? Wollte ich zurück? Ins Camp oder gar nach Deutschland?
Nein. Von mir aus hätte dies hier erstmal genau so weiter gehen können. Jeden Tag Walks im Busch, Begegnung mit Tieren und das genießen der wunderbaren Farbpracht der Natur. Ich würde mir aber gerne mehr Zeit an den jeweiligen Stationen nehmen und mehr auf die Details eingehen.
So hatte ich beispielsweise merkwürdige, hölzern-weiche Strukturen an einem Zweig entdeckt und erst auf Nachfrage von Njabulo erfahren, dass dies die Ausscheidungen eines Rindenwurmes waren. Oder ein merkwürdig blanker Baumstumpf, ein „Rhino Rubbing Pole“. Nashörner nutzen solche Stümpfe über Jahre, um sich Insekten und Dreck vom Leib zu schaffen und haben die Oberfläche dieses Baumstumpfes mittlerweile ganz glatt und glänzend gemacht. Es gab noch sehr viel mehr zu entdecken!
Was ich aber doch gut gebrauchen konnte war eine frische Hose. Allgemein einmal alle Klamotten frisch, das wäre nach einer Woche schön. Ich würde auch gerne meine Luftmatratze reparieren, da diese über die Nacht etwa Luft verlor und ich sehnte mich langsam wieder nach einem ordentlichen, frisch aufgebrühten Kaffee aus einer Siebträgermaschine. Gerne wäre ich auch wieder vollkommen erkältungsfrei, aber ansonsten würde ich viel lieber hierbleiben, als nach Kuleni, zurück ins Bhejane Camp zu all den Stechviechern zu gehen. Denn merkwürdigerweise waren hier viel weniger Blutsauger unterwegs – wenn man mal von den kleinen Zecken absah.
„Packt eure Sachen, wir müssen zurück ins neblige Tal“ rief Dylan plötzlich und holte mich aus meinen Gedanken. Nach wenigen hundert Metern stoppte der Train an einem Midden und wir standen vor einem frischen, noch dampfenden Haufen Rhino Dung. Das Nashorn war also noch ganz nah!
Die Sonne hatte nun auch die letzten Nebelstreifen bezwungen, doch das Nashorn blieb, trotz weiterer, frischer Spuren, verschwunden. Die Spuren führten immer weit weg vom Camp. Da wir leider kein Proviant fürs Mittagessen dabei hatten, brachen wir ab und liefen in einem großen Bogen wieder in Richtung Trails Camp zurück.
Um 09:30 Uhr hatten wir noch immer keine neue zählbare Tierbegegnung, dafür hatte sich bei einer Kommilitonin die Sohle vom Schuh gelöst, sodass sie nun barfuß unterwegs war. Das reduzierte das Wandertempo der Gruppe erheblich und Dylan führte uns aus dem dornigen Unterholz heraus, auf eine weitgehendst Dornen freien Pfad. Es war mittlerweile schon fast 25 Grad und die Sonne brannte auf meinen Waden, als Dylan abermals stoppte und etwas Langes, Schwarzes vom Boden aufhob.



Es war eine Art „Kurzschlusskabel“ wie es von Technikern verwendet wurde, um die Elektrozäune partiell stromlos zu machen, wenn sie an ihnen arbeiten müssen – “Oder eben von Wilderern, wenn sie über den Zaun klettern wollen” klärt uns Dylan auf und verstaut das Kabel in seinem Rucksack.
Gegen 10:15 Uhr erreichten wir das Trails Camp, ohne einen einzigen “Encounter”. Etwas enttäuscht packte direkt meinen Sachen für die kommende Nacht unter den Sternen. Es sollte bis zu 36 Grad warm werden und ich hatte keine Lust, erst bei der Hitze am Mittag alles im Zelt zu verräumen.
Ich hatte die zwei Zelt-Fenster komplett geöffnet und mein Hemd, die Hose und meinen Busch Hut mit Wasser durchtränkt. Nun zog eine leichte Brise durch mein Zelt und die feuchte Kleidung sorgte für eine wohlige Temperierung. „So kann man es ganz gut aushalten“ dachte ich und versuchte etwas zu schlummern.
Als wir gegen 14:30 Uhr mit unseren Rucksäcken vor dem Trails Camp standen, war es immer noch brütend heiß. Einige Utensilien, wie eine Schaufel oder ein Kochgestell fürs Feuer, mussten noch verteilt werden, also stand ich mit einer Aluminiumkanne in der Hand, am Rand und schaute mir interessiert die Ausstattung der anderen Teilnehmer an. Es war wirklich ein bunter Haufen! Einer hat einfach die massive Stoffmatratze aus dem Zelt an seinen kleinen 20 Liter „Schulrucksack“ gebunden, andere waren komplett ausgestattet mit riesigen Trekkingrucksäcken – auch Dylan. Unter seinem Rucksack hing eine große Isomatte und er hatte sogar ein Kuscheltier dabei. Soviel zu „nehmt nur das Nötigste mit“ und „wir werden im Schlafsack auf dem blanken Boden schlafen“, dachte ich.
Als wir nach knapp vier Kilometern stampfte die Gruppe keuchend auf die Anhöhe mit dem markanten, grünen Shepherd Tree traten, neigte sich die Sonne langsam wieder dem Horizont entgegen und malte abermals wunderschöne Gelb-Orange-Lila Farben an den Himmel. Ich pustete meine Luftmatratze auf, entrollte den Schlafsack und freute mich schon auf die Nacht unter den Sternen, als mein Blick auf das Setting der anderen fiel: Die meisten bereiten ihren Schlafplatz tatsächlich, wie ich, unter den Sternen vor. Dylan dagegen hatte nicht nur eine große Isomatte und sein Kuscheltier dabei, sondern auch eine French-Press Kaffeekanne, einen kleinen Campingstuhl, sondern er baute auch gerade ein richtiges, kleines Zelt auf. Ich war verblüfft.
Hühnchen-Curry mit Linsen
Ich füllte die „Trails-Nahrung“ aus der glänzenden Verpackung in meine Tupper Box und goss heißes Wasser aus meiner Thermoskanne dazu. Es gab Hühnchen-Curry mit Linsen. Das musste nun erstmals ziehen und Feuchtigkeit aufnehmen. Also rief ich meine Freundin Franzi per Videocall an, um mit ihr die phänomenale Aussicht zu teilen. Ja genau, auch hier war das Netz so gut, dass es für Videotelefonie reichte. Ich wollte mein Erlebnis gerne teilen, denn die ganze Unternehmung, die ganze Situation hier auf der Anhöhe, war schon sehr surreal und einfach wunderschön! Das offene Feuer, die Position hoch über dem Wasser, der fast volle, helle Mond und die Sterne über dem Horizont, die Laute der Tiere der Nacht und das knacken des Feuers. Aber vor allem: Keine Straßenverkehrsgeräusche. Es war einfach herrlich!
Das Essen war dann auch erstaunlich gut. Ich kannte diese Art der Mahlzeiten als (MRE, Bundeswehr Essen) und war wirklich überrascht. Man könnte es tatsächlich auch so essen! Aber es zählte wohl auch ein wenig Glück dazu, denn die Alternativen „Beef“ oder „Mushroom“ schien, den Gesichtern der Anderen zu urteilen, nicht so der Renner zu sein.
Nach dem Essen kamen wir für eine kleine Besprechung zusammen und es wurden die Schichten für die Nachtwache verteilt. Ich erhielt die Schicht von 00:00 Uhr bis 01:00 Uhr und Dylan teilte uns noch mit, dass heute vermutlich nicht so viel unterwegs sein würde. „Bei Vollmond jagen die Raubtiere kaum, da sie so sehr schnell erkannt werden. Das einzige Zeitfenster öffnet sich in der Stunde, wenn der Mond untergegangen ist und die Sonne noch nicht aufgegangen ist.“ Dann verteilten sich alle auf ihre Schlafplätze und es wurde schnell sehr ruhig im Camp.
Ich schnipste noch eine der riesigen Zecken von meiner Luftmatratze, kuschelte mich in meinen Schlafsack und schloss die krabbelige Außenwelt mit dem Fliegennetz meines Schlafsacks aus. “Gute Nacht, bis in fünf Stunden”.
Der weiße Riese
Ich wachte am Freitagmorgen selbstständig gegen 23:40 Uhr auf, lauschte noch ein wenig in die Nacht hinein und beobachtete die Sterne, sodass ich eine Sternschnuppe entdeckte, die einmal quer über den Himmel vorbei zischte. Dann stand ich auf, zog mir meine Wollstrickjacke und meine Fleecemütze an und löse Becky und ihren Freund Ross etwas früher von ihrer Schicht ab. Jetzt war alles unter meiner Wacht!
Ich schaue mich um und nahm die ganze Situation war. Alle schliefen ruhig und entspannt. Der Mond strahlte hell-weiß und hüllte die ganze Szenerie in sein kühles, weißes, friedliches Licht. Ansonsten war nur das leise Knacken des Camp Feuers und das sanfte Rauschen der Büsche im Wind zu hören. Ich hockte mich neben das kleine Feuer und fütterte es etwas mit kleinen Holzstücken. Nicht zu viel, es sollte nur am Leben bleiben.
„KNACK!!!“
„Was war das? Da war doch ein Geräusch?…“
Ich stand auf, schalte meine Stirnlampe an und leuchtete in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Keine 40 Meter entfernt schälte sich langsam ein weiß-grauer, großer “Klumpen” aus dem Unterholz und trat auf die Grasfläche. Ein Nashorn! Ein RIESEN Nashorn!!
Mein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe, als das Nashorn, sichtlich unbeeindruckt von meiner Stirnlampe, weiter auf mich zuging und ich, bei nur noch ca. 20 Meter Entfernung, meine 200 Lumen Taschenlampe hinzu schaltete. Das Nashorn machte einen riesen Satz, grumpfte einmal laut und lief dann zügig wieder ins nun knackende Unterholz zurück. Ich atmete auf und schaute auf meine Uhr 0:11 Uhr. Es hatte keine 15 Minuten gedauert, bis ich meinen ersten Kontakt in der Nachschicht hatte. „Das kann ja was werden!“
Es passierte aber nichts mehr. Um 00:55 Uhr weckte ich Chomp auf, übergab meine Taschenlampe, da der Gute keine eigene hatte und mummelte mich dann wieder in den Schlafsack ein. “Gute Nacht, noch einmal”.
Als ich gegen 05:40 Uhr wieder selbstständig aufwachte, fühlte mich wirklich ausgeschlafen! Es war nun komplett dunkel, da der Mond untergegangen war. „Predatortime“ dachte ich grinsend, gesellte mich an das Feuer zu Otter, Chey und Kyle und machte mir einen heißen Rotbuschtee. Zwanzig Minuten später kam dann langsam auch Leben in die übrigen Schlafsäcke und bereits gegen 06:30 Uhr waren alle mit Packen und Räumen beschäftigt. Das Frühstück fiel heute aus, doch dafür sollte es später Brunch geben, wenn wir wieder zurück im Trails Camp waren.
Ich hatte gerade alles fertig an meinem Rucksack verschnürt, als Dylan uns zu sich rief, um einen kleinen „Sonnenaufgang Spaziergang“ auf der Anhöhe parallel zum Flusslauf zu starten. Beim „Sonnenaufgang Spaziergang“ ging es eigentlich nur darum, den Sonnenaufgang zu genießen. Doch als wir gegen zwanzig Minuten später in 150 Meter Entfernung auf drei Elefanten Bullen stießen, welche sich gerade durch das Schilf arbeiteten, war die Sonne schlagartig zweitrangig. Wir hatten eine so gute Position, dass wir uns bis auf 40 Meter annähern konnten, ohne entdeckt zu werden. Plötzlich vernahmen wir in gut 350 Metern ein weiteres, lautes Knacken im Schilf wahr und kurz darauf schälte sich eine „Breeding Herd“ von vier Elefanten und einem Baby aus dem Schilf und verschwand wieder im Unterholz. „Wenn ihr wollt, könnt ihr hier noch etwas bleiben und nun wirklich den Sonnenaufgang genießen“ schlug Dylan vor. Er selbst wollte aber zurück zum Camp gehen und sein Zelt einpacken. “Ohne Gewehr?“ dachte ich gerade, da entgegnete Dylan, als ob er Gedanken gehört hätte: „Die Elefanten sind jetzt weitergezogen. Aber selbst wenn sie zurück kommen, würden sie sehr unwahrscheinlich den Hügel hier nicht hochrennen. Schon gar nicht bei dem steinigen Untergrund. Elefanten haben sensible Füße, es sollte also sicher sein“.
Als wir zurückkamen, wollte ich mich wieder auf einen großen Stein am Abhang mit Talblick setzen, da kam mir der Gedanke, dass ich auch direkt meinen Rucksack zu mir nehmen könnte. Ich stand wieder auf, ging die acht Meter zu meinem Rucksack zurück und wollte gerade schon die Konstruktion von Schlafsack und Luftmatratze überprüfen, als ich etwas schwarzes längliches, etwa Daumengroßes an der Seite des Hüftgurtes entdeckte. Es war ein kleiner Skorpion!
„Schau mal hier, ein Skorpion“ rief ich und winke Kyle zu mir. „Uhhhh…das ist einer von den bösen“ sagte Kyle, der wie immer gut drauf war. “Von denen willst du nicht gestochen werden. Der könnte potenziell tödlich sein!” *
“ICH will von dem auch nicht gestochen werden!“ entgegnete ich laut und versuchte, das kleine Tier, ganz vorsichtig, von meinem Rucksack zu schnipsen. Doch der Skorpion hatte mehr Angst als ich und versuchte, sich in den kleinen Ritzen des Rucksacks vor meiner „Attacke“ zu verstecken. Ich drehte und wende den Rucksack vorsichtig – und plötzlich war er weg!
“Fuck!“
Chey, die nun auch dazu gestoßen war, durchsuchte mit einem Stock das trockene Gras unter dem Rucksack.
„Nichts“ sagte sie und fügte auf meinen gequälten Gesichtsausdruck hinzu: „Afrika liebt dich, Kirk“.
„Offensichtlich!“



Ich wurde etwas nervös. „Ich gehe nicht los, bevor ich diesen Skorpion gefunden und sicher entfernt habe“ dachte ich mir und löste vorsichtig die ganze Schlafsack-Luftmatratzen-Rucksack-Konstruktion auf. Der Skorpion saß, zusammengekauert, unter dem Packband der Außenhülle meines Schlafsacks. Ich nahm einen kleinen Stock, näherte mich mit dem Tier und fegte ihn mit einem gezielten Wischer gut zwei Meter entfernt ins trockene Gras.
“Geschafft!”
Ich packte meine Sachen notdürftig wieder zusammen und schleppte alles einige Meter auf eine Sandfläche, um alles dort wieder zusammenzusetzen. „Bloß weg von dem Gras! „Als ich den Rucksack aufsetzen und das Gewicht auf meine Schultern einschlug, bekam ich ein komisches Gefühl. „Was, wenn dort mehr als einer war? Und wie kommt er eigentlich auf meinen Kram?“. Dieser lag ja genau da, wo ich geschlafen hatte. „War der die ganze Zeit da? Womöglich unter meiner Matratze?“
Wir setzten uns in Bewegung und waren keine zweihundert Meter gegangen, da hielt Dylan wieder an und deutete auf deutliche, frische Leopardenspuren im Sand. „Wir hatten heute Nacht wohl doch noch mehr Besuch als nur das Nashorn“ sagt er grinsend und setzte wieder zum Rückweg an.


Leoparden gehören offiziell nicht zu den „Dangerous Game“. Sie sind zwar Raubtiere, sind aber überwiegend nachtaktiv und meiden vorzugsweise Menschen. Es gibt vereinzelt Berichte, dass Menschen von Leoparden angegriffen, verletzt oder gar getötet wurden, doch dies stellt eher die Ausnahme da und ist oft auf provokantes Fehlverhalten der Menschen zurück zu führen.
Ein Teil der Wildnis
Die letzte Woche war anders als erwartet. Weniger rough. Weniger „grenzwertig“, dafür sehr lehrreich, prägend und unterm Strich sehr schön! Ich freute mich auf eine warme Dusche, frische Klamotten und ein kaltes Bier. Doch nicht so sehr, wie ich es erwartet hatte. Ja, alles klebte. Die Hose sah aus wie sau und ich war insgeheim ganz froh, dass ich zurzeit nichts riechen konnte. Doch ich hatte das Gefühl, dass wenn es jetzt einfach so weitergehen würde, hätte ich damit auch kein Problem. Im Gegenteil. Ich hatte richtig Abenteuerlust bekommen.
Ja, mittlerweile gab es überall an meinem Körper Stellen, die juckten und eine ordentliche Dusche sowie richtig saubere, staubarme Räume hatte ich vor 21 Tagen das letzte Mal gesehen. Doch das alles störte mich jetzt nicht mehr – Es gehörte einfach dazu. Dies sagte ich mir nicht mehr nur, es fühlte sich auch tatsächlich so an. Ich hatte am Ende dieser Woche langsam endlich das Gefühl, nicht mehr nur auf Besuch zu sein. Ich war in Gedanken nicht schon wieder weg, sondern fühlte mich nun als ein Teil des Ganzen hier. Was eine Woche im Busch doch ausmachte!
Doch diese WOCHE war eben wirklich nicht zu unterschätzen. Genau für diese Trails, das Wandern in „Dangerous-Game-Gebieten“ und (Süd-) Afrikas herrlicher Busch Landschaft, genau dafür war ich hierhergekommen. Diese Woche war daher definitiv ein Motivationsbooster und hatte, ganz nebenbei, die zuvor von mir bemängelten Zustände im Bhejane Camp, relativiert.
* Bei dem Skorpion handelt es sich um einen Highveld Lesser-Thicktail Scorpion (Uroplectes triangulifer). Der Stich dieser Art ist tatsächlich schmerzhaft, aber nicht tödlich und daher medizinisch kaum von Bedeutung. Mehr Informationen gibt es hier.